Chanelle vs. Reproduction

Ich komme jetzt langsam in eine Lebensphase, in der – tick-tock – die biologische Uhr meiner Altersgenossinnen, wie Capitain Hooks Krokodilin ihren Gebärmüttern tickt und sie wünschen lässt endlich ihre natürliche Pflicht der Fortpflanzung zu erfüllen und somit den Olymp der weiblichen Existenz zu erreichen.
Diese ovulierenden Zeitbomben kriegen feuchte Augen, wenn im Restaurant neben ihnen eine speckige Made seine vollgesabberten Patschen nach ihnen ausstreckt und «Gnööööhhrrf!» blökt.

Zugegebenermassen; schlimmer als läufige Frauen sind trächtige Muttertiere.
Meine Theorie ist es ja, dass das Schwangerschaftshormon das Style-Gen zerstört. Woher kommt das denn sonst, dass diese Schlachtschiffe stolz ihre Ladung vor sich herschieben und das ganze Elend ihres deformierten Körpers in derart schreckliche Klamotteneinpacken, dass ich den armen Dingern bei diesem Anblick sofort ein Gucci-Care-Paket schnüren muss?

Kinderhaltern gegenüber fühle ich mich wie ein Psychiater in der geschlossenen Abteilung einer Klapsmühle. Wie erklärt man dem schizophrenen Zwangsneurotiker, dass kein Aalgott in seinem Körper wohnt? Wie erklärt man einem Muttertier, dass die Puu-Puu ihres Goldschatzes einfach nur stinkende Scheisse ist und mich nicht im geringsten in Farbe und Konsistenzinteressiert, also BITTE verschone mich mit den Chroniken der Defäkation deines Schnubbliwubbli!

Wunder des Lebens? Ich würde lieber einem Lama einen Zungenkuss geben, als einer Schwangeren über den prallen Bauch zu streicheln. Das ist nicht schööööön, Leute, das ist verdammt freaky. Ein Mensch mit einem Menschen drin. Etwas lebt in dir, und ernährt sich von dir und bricht mit viel Blut und Schleim und einem riesen Halligalli aus deinem Körper raus, indem es dich fast umbringt und dann frisst es dich auf. Kommt uns das bekannt vor? Ja genau: Alien!
Nanana, wer hat da hinten gerufen, dass ein Kind doch gar nicht seine Mama auffrisst? Wie ist das mit dem Stillen? Und wenn wir schon bei diesem unappetitlichen Thema sind. Ich verlange: Wenn die Milchkuh neben mir im Zug ihre Tüten auspacken darf, um ihren Welpen zu säugen, dann will ich aber mit einer grossen roten Fahne die Internationale singen dürfen.

Und dann? Lebenslänglich. So ein Kind wirste nicht mehr los. Ich kenne Leute, die noch mit 35 bei den Eltern wohnen.
Ist euch schon mal aufgefallen, dass kein Kinderbesitzer einen vernünftigen Grund nennen kann, der dafür spricht, sich zu reproduzieren? Die Standardantwort: «Aber ein Kind kann dir sooo viel geben.» Ja, mir wirds auch ganz warm ums Herz: «Frau Chanelle, Brechmeier, Kantonspolizei, ihr Sohn ist wegen Verstoss gegen das Betäubungsmittelgesetz verhaftet worden.» Und nur schon der Gedanke, dass eine verlauste Midlifecrisis-Sackratte meiner minderjährigen Tochter nachsteigt – uuuh – wo war der Katalog mit den Schrotflinten? Forget about that! Chanelle bleibt unique.

Ich werde keine kleinen Bratzen in diese Welt setzten, indem ich meine Figur ruiniere, jahrzehntelang jede freie Sekunde und mein gesamtes Einkommen in das Glück meiner Brut investiere, nur damit ein pubertierender Rotzlöffel dann tränenüberströmt vor mir steht und mich anbrüllt: «Du hast alles falsch gemacht, ich hasse dich!»

Zum Abschluss, hier die drei häufigsten Argumente im Plädoyer für die Fortpflanzung, die wahre Aussage dahinter und die einzig vernünftige Alternative dazu:

Argument Übersetzung Alternative
Da ist ein kleines Wesen, dass sich komplett auf dich verlässt. Ich brauche etwas, das von mir abhängig ist,
um mein verkorkstes Ego aufzupolieren.
Hol dir einen Chihuahua. Der lebt nicht so lange.
Du kannst deine ganze Energie in das Wachstum und die Entwicklung von etwas Wunderbarem stecken. Mein Leben ist so leer und sinnlos. Mach Karriere als Project Manager. Dafür gibts Geld.
Es ist eine unvergleichliche Erfahrung, Leben in sich zu tragen. Ich fühl mich so einsam. Leg dir einen Bandwurm zu. Der macht schlank.

Hinzugefügt am: 19.11.2005

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