Mit Pascale als zertifizierte Sommelière und mir als „passiver Weinliebhaber“ durfte natürlich auch ein Besuch im berühmten Weinanbaugebiet „Napa Valley“ nicht fehlen.
Am Morgen stiegen wir ins Auto und verliessen das Silicon Valley Richtung Napa Valley, die Heimat der vielleicht besten Weine der Welt. 😉
Wir hatten zwei Wein-Touren gebucht, eine bei Mondavi am Mittag und die andere bei Beringer Nachmittags.
Da Wein trinken und Auto fahren in der Regel nicht so gut zusammen passt, suchten wir uns als Unterkunft das Judy’s Bed and Breakfast, welches nur rund 20 Gehminuten vom Beringer-Weinfeld lag. Die Mondavi Wein tour mussten wir noch mit dem, Auto besuchen, da zu weit weg um zu laufen.
Also fuhren wir zuerst gleich zur Robert Mondavi Winery und hörten uns die faszinierende Geschichte der Pioniere an, die in den 1860-er Jahren das karge Land entdeckten und -obwohl niemand geglaubt hätte dort guten Wein erzeugen zu können- es einfach mal probierten.
Tatsächlich stellte man damals fest, dass durch die Geografische Lage, welche sowohl Temperatur- wie auch die Feuchtigkeit auf nur kleine Entfernungen variieren perfekt für die Weintrauben geeignet war.
Trotzdem hatte das Weingebiet durch Reblaus-Befälle und die Alkoholprohibition einen schweren Stand. Und zu dieser Zeit galt Frankreich als das einzige Land, welches gute Weine produzierte. Guter Wein kam aus Frankreich und sicher nicht von einem „schäbigen Weinland irgendwo in Kalifornierin“.
Doch diese änderte sich Schlagartig als 1976 die Weinjury von Paris bei einem Wein-Blindtest die Höchstnoten nicht wie erwartet an die französischen, sondern an die kalifornischen Weine vergaben. Auf einmal waren Weine aus Kalifornien und speziell aus dem bis dato in Europa fast unbekannten Napa Valley besser als die bis an hin „Besten Weine der Welt“ – Welch eine Sensation! Die Folge war eine extrem gestiegene, Weltweite Nachfrage nach Kalifornischem Wein und die Grundstückpreise schossen in die Höhe. Konnte man Anfang der 70-er Jahre den Quadratmeter Land im Napa Valley noch für rund $100 kaufen, kostet die gleiche Fläche heute über $10’000!
Ein Unterschied zu unseren Rebbergen wurde schnell klar: Während bei uns die Weinreben auf Hügeln angepflanzt werden, damit die Weintrauben möglichst viel Sonne bekommen, hat man dies in Kalifornien nicht nötig: Da gibt es so viele Sonnenstunden, dass die Weinreben einfach auf die ebenen Felder, welche sich über einige Quadratkilometer erstrecken wachsen.
Nach der eindrücklichen Tour und Besichtigung des Weinfeldes gab es noch eine kleine Wein-Degustation. Für den stolzen Preis von $45 für die Tour war der zu probierende Wein doch etwas geizig knapp bemessen, da hätten wir ein bisschen mehr Grosszügigkeit erwartet… Wir stellten auch schnell fest, dass die Weinbauer knallharte Geschäftsleute sind. Denn ursprünglich war unser Plan ein-/zwei Flaschen Hochpreisiger Wein, welcher bei uns ein Vermögen kostet, sehr günstig „direkt ab dem Hof“ zu kaufen. Wir staunten nicht schlecht, als die Flaschenpreise dort teils sogar höher waren als dieselben Flaschen (importiert) bei uns im Supermarkt! – Als wir den Verkäufer darauf ansprachen, meinte dieser trocken: „Wisst ihr, wenn jemand kommt, der ne halbe Million Flaschen bestellt, kann man durchaus mit dem Preis was machen…“. Da würden sie bis zur Hälfte des ursprünglichen Preises runter gehen. – Das Prinzip der Grossmengenrabatte war uns schon klar. Erstaunt waren wir, dass nicht mal für Touristen, welche den Hof besuchten und ein- zwei Flaschen Wein als „Souvenir“ kaufen wollten eine Ausnahme gemacht wird.
Auf der Weiterfahrt liessen wir es uns nicht nehmen noch kurz bei der Black Stallion Winery vorbeizuschauen, dort wo mein derzeit absoluter Lieblingsweisswein, der Black Stallion Chardonnay herkommt. 😉
Als nächstes fuhren wir zuerst zur Unterkunft um den Wagen abzustellen, kurz auszupacken und dann zu Fuss weiter zur Beringer-Tour.
Das „Judy’s Bed and Breakfast“ ist keine Pension an und für sich sondern ein Zimmer im Haus einer älteren Dame (Judy). Es gibt daher immer nur gerade ein Zimmer. Judy empfing uns sehr herzlich und zuvorkommend. Auch das Zimmer war absolut sauber und schön eingerichtet. Wir wussten sofort, hier werden wir und wohl fühlen!
Nach einem kleinen Schwatz mit Judy machten wir uns zu Fuss auf den Weg zur ca. 20 Minuten entfernten Beringer Winery.
Die Beringer-Tour war ziemlich verschieden im Vergleich zur Mondavi-Tour: Während es bei Mondavi mehr „Theorie“ und Erzählungen über das Weingebiet gab, durfte man bei Beringer mehr „anfassen“. So bekamen wir die Möglichkeit einen, nch reifenden Wein direkt ab Fass zu probieren, ganz wie es die Winzer machen um die Qualität des Weines während der Reifung zu kontrollieren.
Bei der Degustation erfuhren wir zudem sehr eindrücklich wie unterschiedlich schmeckende Speisen (Sauer, Bitter, Süss) sich auf den Geschmack des Weines auswirkt und was man beachten muss um zum Essen den jeweils optimalen Wein zu planen.
Danach kauften wir uns bei Beringer noch eine Flasche gekühlten Weisswein und schlichen uns mit zwei Weingläsern (welche wir schon durch halb Amerika mit schleppten), einem Sack Salznüsse und meinem Schweizer Sackmesser in die Rebfelder zum gemütlichen „Apero“.
Es fühlte sich unvorstellbar schön an, mitten in einem Wein-Rebfeld gemütlich mit einer Flasche Wein zu sitzen und die Abend-Sonnenstrahlen, welche durch die Rebsträuche schillterten zu geniessen. Das ist ein Leben, herrlich! 🙂
Auch zum Abendessen hatten wir etwas besonders gefunden: Das Farmstead Restaurant. Das gemütliche Restaurant gehört zu einer Ranch bei der die Zutaten sämtlicher Speisen frisch ab dem eigenen Bauernhof kommen! Die Atmosphäre erinnert an ein Gartenrestaurant inmitten von Sträuchern und der warmen Luft Kaliforniens.
Nach diesem ausgezeichneten Tag sanken wir glücklich ins kuschelige Bett bei Judy’s. Morgen gehts wieder in die Stadt, wo wir San Francisco genauer anschauen werden.
Ahhh ich möchte grad losfahren und in den Flieger steigen und auch ab ins Napa Valley! So schön!