Nun habe ich mir endlich einen Wunsch erfüllt welchen ich schon seit der Planung meiner Eigentumswohnung hatte: Ich wollte eine sogenannten „Heimautomatisierung“, auch als „smarthome“ bezeichnet errichten.
So liess ich mich bereits beim Bau der Wohnung vom Elektroplaner beraten und wusste schon bald, dass für meine Bedürfnisse nur das bekannteste System, KNX zum Einsatz kommen würde, da dieses nicht an einen Hersteller gebunden ist und man die freie Wahl aus hunderten von Komponenten hat.
Leider ist dieses System preislich eher in der oberen Klasse angesiedelt und so war für den Ausbau dessen beim Bau der Wohnung leider kein Geld mehr übrig. 🙁 So entschied ich mich einfach nur die Leerrohre die man dafür braucht verlegen zu lassen, so ist es möglich das System nach zurüsten, ohne dass man die ganzen Wände aufreissen muss, was wirklich SEHR vorteilhaft ist… 😉
Ausserdem hatte ich in den letzten fünf Jahren auch einige Zeit darüber nachzudenken und mich zu informieren und das war auch nötig: Denn vieles würde ich heute ganz anders machen, als ich es damals, 2009 geplant hätte. 😀
Schön und gut, doch für was zum Teufel ist das ganze eigentlich gut?!
Kurze Information zu KNX
Bevor hier jemand nur „Bahnhof“ versteht, werde ich eine kleine Einführung machen.
Normalerweise ist jeweils z.B. ein Lichtschalter mit genau einem Licht verbunden und das ist unflexibel. Denn was ist, wenn ich irgendwann vom Fernseher aus das Licht in der Küche abschalten möchte? Es geht nicht, weil der der einzige Lichtschalter dafür in der Küche ist.
Bei KNX sieht das anders aus: Jeder elektronische Verbraucher, wie Licht, Storen und Heizung werden zentral in einem Elektro-Verteilschrank verbunden. Die Schalter selber sind demzufolge nicht direkt mit den Verbrauchern verkabelt, sondern es führt ein sog. „Bus-Kabel“ (ähnlich einem Netzwerk-Kabel) zu diesem zentralen Verteiler. Diese Schalter sind zudem „intelligent“, d.h. sie schalten nicht einfach etwas an-/aus, sondern senden über das Bus-Kabel dem zentralen Verteiler eine Nachricht, welche Lichter dieser an- oder abschalten, oder ob er die Heizung hoch-/runter drehen, oder die Storen rauf-/runter fahren soll. Natürlich sind auch Kombinationen möglich: So kann ein Schalter beim drücken z.B. das Licht in der Küche aus- und gleichzeitig das Licht im Wohnzimmer anschalten, sowie die Storen herunter fahren.
Möchte man später mit einem Schalter andere Lichter schalten, ist der Schalter in ca. 10 Minuten umprogrammiert. Denn Bedürfnisse ändern sich im laufe eines Lebens ständig… 🙂
Ein umdenken ist nötig!
Damit man dies effizient nutzen kann und nicht nur einfach eine teure Anlage herumstehen hat, muss man jedoch grundlegend umdenken. Anstelle von einzelnen Lichtern welche man an und aus schaltet, muss man beim smarthome in „Szenen“ denken: In welchen Situationen habe ich normalerweise welche Lichter eingeschaltet? Wann lasse ich die Storen runter? Wenn ich schlafen gehe, welche Lichter schalte ich auf meinem Weg vom Fernseher übers Bad zum Bett alle aus- und ein?
Dann programmiert man die Schalter auf genau diese Szenen. So gibt es z.B. bei mir eine Taste: „Essen“, welche die Esstischleuchte an und alle im Wohnzimmer abschaltet. Oder eine Taste: „Schlafen“, welche das Licht in der ganzen Wohnung aus-, jedoch das Licht im Bad, sowie die Nachttischleuchte an-schaltet und die Storen herunterfährt. Analog dazu gibt es neben dem Bett einen Schalter „aufstehen“ Dieser fährt alle Storen hoch und schaltet das Licht im Bad und in der Küche an.
So kann man bei der Planung des Systems mal so richtig „faul“ denken: Wie muss ich es machen, dass ich möglichst keine Schalter mehr drücken muss? 😀 Während man bei einer konventionellen Installation oft sehr viele Schalter einplant um für möglichst jede Situation gewappnet zu sein, besteht die Kunst bei der KNX-Planung darin möglichst wenige Schalter einzuplanen. Mehr noch: Oft kann man den Schalter gleich ganz durch einen Bewegungs- oder Präsenzmelder ersetzen. So gibt es bei mir im Bürozimmer, Gäste-WC, Reduit und Korridor überhaupt keinen Schalter. Das Licht geht sofort an, wenn man den Raum betritt und bleibt an, so lange man sich in diesem aufhält. Danach schaltet es automatisch wieder aus.
So wird die Wohnung „intelligent“, d.h. sie ist in der Lage sich den Lebensgewohnheiten der Bewohner anzupassen.
Doch das ist noch nicht alles: Da alles zentral gesteuert wird kann man das System auch mit seinem Computer oder Smartphone verbinden und schon steuert man alles optional auch mit dem Handy. 🙂
Die Planung
Nun ging‘s an die Planung. Aber natürlich wollte ich einen Auftrag über einen 5-Stelligen Betrag nicht einfach dem nächstbesten Elektriker geben, also musste ich zuerst eine Evaluierung starten.
Dazu schrieb ich mehre kleinere, mittlere und grössere Elektrofirmen, welche auf der Partnerseite von feller aufgelistet waren per Mail mit der bitte eine Offerte zu erstellen an. Angehängt war jeweils der Elektroalp meiner Wohnung.
Die folgenden Elektriker wurden von mir angeschrieben:
- AZ-Elektro
- alpiq
- Pfäffli
- EKZ Eltop
- Haller Elektro
- elektrobaer
- bernauer
- Schibli
Während es der EKZ und elektrobaer nicht einmal der Wert war überhaupt auf meine Anfrage zu reagieren, bekam ich von den anderen relativ schnell innert 1-2 tagen eine Antwort. Und abgesehen von Haller Elektro, welche mir mitteilten, sie hätten derzeit keine freien Kapazitäten konnte ich mit allen auch innerhalb von einer Woche einen Termin für die Besichtigung ausmachen.
Um nun die Offerten fair vergleichen zu können hatte ich natürlich auch beim Besichtigungs-Termin allen dieselben Anforderungen gestellt.
Ab diesem Zeitpunkt musste leider auch die alpiq ausscheiden, da diese, obwohl sie vorbei gekommen sind mir nie eine Offerte zugestellten hatten und dies trotz zweifacher telefonischer Nachfrage!
Im rennen waren also noch: AZ-Elektro, Pfäffli, bernauer und Schibli. Von denen kriegte ich auch innerhalb von 1-2 Wochen eine saubere Offerte.
Negativ heraus gestochen hat hier nur die AZ-Elektro, welche bereits bei der Besichtigung -als einzige- sich nicht in der Lage sah die Kabel durch die vorhanden M25-Leerrohre zu kriegen, mit der Begründung diese wären mit 2.5cm Durchmesser zu dünn. In der Folge musste ich auch gleich den Kopf schütteln als der Betrag der Offerte derart hoch war, dass man davon die ganze Wohnung hätte komplett renovieren können…
Es blieben also noch drei brauchbare Offerten von Pfäffli, bernauer und Schibli.
Die Offerte von bernauer hielt sich jedoch nicht so wirklich an meine Anweisungen: Wenn ich bei der Besichtigung extra erwähne, dass ich keinen homeserver brauche, weil ich das mit meinen detaillierten IT-Kenntnissen selbst machen kann, ist es unverständlich wieso sie mir dieses Ungetüm für 5000.- CHF extra, plus noch eine Wetterstation (welche ich auch ausgeklammert hatte) in die Offerte tun.
Ich stand dann am Schluss vor der Wahl: Pfäffli oder Schibli.
Und diese Wahl war echt schwierig, denn beide wirkten auf mich sehr kompetent und ihre Offerten waren beide sauber, schnell und etwa gleich teuer. Ich brauchte sehr lange, bis ich mich hier entscheiden konnte und nach ca. 3 Wochen liess ich einfach „das los entscheiden“. 🙂 And the winner was… SCHIBLI.
Ich muss hier jedoch noch betonen, dass beide einen sehr guten Eindruck hinterlassen hatten und ich den Auftrag genauso gerne an Pfäffli-Elektro vergeben hätte und jederzeit auch weiter empfehlen werde!
Die Realisierung
Nachdem das geklärt war, teilte ich der Schibli meine zusage zu diesem Projekt mit.
Danach folgte noch ein detaillierter Abklärungs-Termin und ich fing an eine detaillierte Schalter-Disposition zu erstellen.
Dies war gar nicht so einfach und ich änderte noch ein paar mal meine Meinung, bis ich die Schalter zusammen hatte. Ich hielt mich an die KNX-Weisheit: „Maximal ein Schalter mit bis zu 4 Funktionen pro Raum„.
Dann kam endlich der Tag X, genauer gesagt der 10. März 2014 ;), als während der nächsten drei Tage meine Wohnung schrittweise umgebaut wurde. Zuerst mussten sämtliche Elektro-Kabel heraus- und neue herein gezogen werden, danach wurden die bisherigen Schalter aus- und die neuen eingebaut. Das spannende war jeden Abend zu sehen, was bereits mit den neuen Schalter funktionierte und was noch mit den alten. 🙂
Die Techniker von Schibli machten hier eine saubere Arbeit, da gab es wirklich nichts zu bemängeln.
Am letzten Tag folgte die Abnahme mit dem Schibli Projektleiter und eine kleine Einführung in die Programmierung des Systems. – Letzteres ist normalerweise nicht nötig, denn wenn das System läuft und man nichts verändern will muss man nichts programmieren. Aber ich wollte als selbst Techniker schliesslich auch damit „spielen“ und will es zukünftig selber erweitern können. 😉
Die Eigenarbeit
Da ich nun das System hatte und es mit meinem Netzwerk verbunden war, konnte ich es natürlich kaum erwarten, bis ich das erste mal über meine PC das Licht- an und ausschalten konnte.
Schnell lernte ich mich auch in die Visualierungssoftware smartVISU ein, welche man benötigt um das System auch mit dem Smartphone steuern zu können und nach ca. 2 Wochen konnte ich die Wohnung auch über mein iPhone steuern. 🙂
In der angehängten Galerie findet ihr noch einige Bilder während der Installation. 🙂
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