Kalabrien

Nachdem es in diesem Jahr „Corona bedingt“ nicht viele Reise Optionen gab, entschied ich mich, dass es seit meinem Apulien Trip vor drei Jahren wieder mal Zeit für Süditalien ist. 😎

Und eine der letzten Destinationen auf meiner Liste der in Süditalien zu besuchenden Gebiete war Kalabrien.

Kalabrien ist die südlichste Region des italienischen Festlandes, oder auch die Stiefelspitze Italiens.

Gleichzeitig ist Kalabrien auch die ärmste Region Italiens, was jedoch der Schönheit des Gebiets nicht schadet.

Als Ortschaft innerhalb Kalabriens hat sich Tropea mit seinem schönen Sandstränden und lebendigen Nachtleben im Städtchen zur begehrtesten Destination entwickelt, also war auch für uns klar, dass es dorthin gehen soll.

Im Gegensatz zu Apulien ist Kalabrien (zumindest Tropea) doch wieder ziemlich touristisch. So hört man immer wieder mal „die eigene Landessprache“ von Leuten in der Nähe oder im Hotel und die Speisekarten sind meist auf drei- oder mehr Sprachen übersetzt. Die Preise etwas niedriger als Sizilien und höher als Apulien.

Hinreise

Der einzige Internationale Flughafen in Kalabrien, ist Lamezia Terme (SUF).

Von dort aus kommt man ganz einfach mit dem gratis Shuttlebus, welcher alle 30 Minuten vom Flughafen verkehrt zum Bahnhof Lamezia Centrale, wo wiederum stündlich ein Zug nach Tropea fährt. Die Fahrt dahin kostet pro Person 8.- EUR und dauert ca. eine Stunde. Und – für Italien sehr erstaunlich – sind die öffentlichen Verkehrsmittel absolut pünktlich und zuverlässig!

Somit lohnt sich die Fahrt mit dem Taxi, dass zwischen 80.- und 120.- EUR kosten würde eigentlich nicht.

Einkaufen

Es gibt diverse kleine Boutique-Läden die nebst normalen Getränken auch Spezialitäten der Region, wie Fileja, ’Nduja, Cipola, Oliven, Oregnao, Chili, oder auch Kleidung und Schmuck anbieten.

Für alltägliche Dinge ist jedoch der Supermarkt ConTé etwas günstiger.

Die Öffnungszeiten der normalen Läden und Supermärkte ist normalerweise von 07:00-13:00 Uhr und 16:00 bis 20:00 Uhr.
Über den Mittag (13-18 Uhr) haben die meisten Läden und Lokale geschlossen.
Die Boutiquen sind jeweils bis spät in die Nacht geöffnet.

Übernachten

Für die Übernachtung buchten wir das Tropea Boutique Hotel und waren damit sehr zufrieden! Das Hotel scheint als Familien-Betrieb geführt zu sein, wo alle sehr freundlich und zuvorkommend sind. Und nebst Englisch sogar etwas Deutsch sprechen, was in Süditalien doch sehr selten ist.

Die Zimmer sind zwar etwas eng, dafür hat man direkt vom Zimmer aus Zugang zu einer grossen Dachterrasse mit weitem Blick über den Strand und das Meer (unbedingt ein Zimmer an der Meerseite buchen!). Ein Teil der Dachterasse vor dem Zimmer lässt sich mit einem Vorgang verschliessen, damit man auch noch etwas Privatsphäre hat. 😊

Schade war jedoch, dass die Bettmatratzen extrem hart sind. Man fühlt sich fast, als würde man auf einem Brett liegen.

Strand

Während die Stadt und Hotels auf einem etwa 200 Meter hohen Hügel liegen ist der Strand unten; heisst man muss jeden Tag eine etwas steile Treppe runter- und Abends wieder hoch laufen, was etwas Kondition fordert. Das ist ohne Kinder und dementsprechend leichterem Gepäck natürlich einiges einfacher. 😉

Unten angekommen gibt es verschiedene Strandabschnitte die teilweise mit grossen Felsen voneinander getrennt sind. Dabei gibt es sowohl Stein- Kiesel-, wie auch Sandstrände. Die meisten davon bieten auch Sonnenschirme- und Liegen an, was jeweils zwischen 10.- und 30.- EUR pro Tag kostet (1 Sonnenschirm / 2 Liegen), also ganz moderat im Preis.

Die Flasche Wein kostet an der Strand-Bar zwischen 10.- und 15.- EUR, also schon fast geschenkt. Ein Sandwich/Panini gibt es für etwa 5.- bis 6.- EUR.

Das klare, türkisblaue Wasser hat eine angenheme Temperatur von etwa 28 Grad, was auch der durchschnittlichen Tagestemperatur im Sommer entspricht.

Essen und Trinken

Für die Wahl der Restaurants probierten wir dieses Mal vier Varianten aus:

  • Empfehlung vom Hotelpersonal
  • Empfehlung vom Reiseführer
  • Empfehlung von TripAdvisor
  • Beim herumlaufen durch die Stadt auf gut Glück etwas nehmen, was einem gefällt.

Als wir für die erste Variante, also Empfehlung vom Hotel, den Mann an der Rezeption fragten, was er uns für ein Restaurant empfehlen würde, lächelte dieser und sagte: „Da gibt es viiiele…! 😉 Probiert doch mal das Porta Vaticana aus.“
Also machten wir uns auf den Weg dahin. Das Restaurant liegt direkt am Rand des Hügels und neben der Treppe die zum Strand führt.
Nach einem Tisch gefragt, sagten sie uns, dass wir etwa eine Stunde warten müssten, bis ein Tisch frei wird (etwas das in Süditalien häufig so gemacht wird). Da wir ohnehin „Spät Esser“ sind, liessen wir uns auf die Liste eintragen und erkundeten in der Stunde etwas das Dorf, was voll gespickt mit romantischen Terassen- und Gassen Restaurants und Bars ist.

Nach einer Stunde (und noch 15 Minuten 😉) warten konnten wir dann den Tisch beziehen. Gleich fielen uns die echt lecker aussehenden Pizzen auf, die beim Nachbartisch serviert wurden. Aber wir wollten am ersten Abend „klassisch italienisch“ essen, also Pasta als „Primi Piatti“, Fisch als „Secondi“ und vielleicht noch ein „Dolce“ zum Dessert. 😋

Denn die Italiener zelebrieren die Pasta viel mehr als bei uns! Da darf Pasta keinesfalls lediglich eine „Beilage“ sein und hat einen eigenen Gang verdient. Auch hat jede Region in Italien Ihre eigene Pasta Kreationen- und Sauce! – In Tropea ist das Fileja alla Tropeana, eine lokal hergestellte Nudel-Sorte, häufig an einer Sauce mit ’Nduja (einer scharfen Streichwurst mit Chili), Oliven und rote Zwiebeln („Cipolla“). Diese Zutaten sind in der Region weit verbreitet und man findet sie praktisch an jeder Ecke in Massen. 😄

Als Secondi gab es einen Schwertfisch-Filet („Spada“), welcher in der Region nebst Thunfisch, Seebarsch und Seebrasse ebenfalls sehr verbreitet ist.

Zum Dessert gönnten wir uns ebenfalls eine Kalabrische Spezialität, ein Tartufo di Pizzo. Das ist ein Eis, welche den Trüffelpralinen nachempfunden ist.
Das traditionelle Tartufo-Eis wird aus Nuss- sowie Schokoladeneis hergestellt, welches mit einer Schokoladensosse gefüllt (danach wird es eingewickelt und in den Gefrierschrank gelegt) und vor dem Servieren in einer Mischung aus Kakaopulver und Zucker gewälzt wird.

Das Essen in dem lokal schmeckte vorzüglich und die Stimmung war sehr gemütlich-romantisch.
Einzig das Tartufo war etwas zu fest gefroren, so dass das „flüssige“ innere nicht mehr flüssig war…
Insgesamt fühlten wir uns aber sehr wohl in dem lokal, eindeutig eine klare Empfehlung! 👍

Die zweite Variante, also TripAdvisor führte uns zum Lido Tropical. Anders als die anderen Restaurants liegt dieses direkt am Strand und ist deshalb ziemlich abseits vom nächtlichen Stadtleben. Dementsprechend leer war das lokal leider auch; wir waren fast die einzigen im lokal. Das ist Schade, denn die Speisen waren auch da vorzüglich und die Bedienung sehr freundlich! – Leider kommt halt so doch nicht so gute Stimmung auf und das Restaurant lohnt sich deshalb wohl mehr Mittags, wo es auch sehr gut besucht sein soll.

Beim vorbeischlendern in der Stadt sind wir „auf gut Glück“ zum Restaurant ALICE geraten. Ebenfalls ein Restaurant mit guter Atmosphäre auf einer Terrasse und vorzüglichem Essen.

Im Reiseführer (Marco Polo) wurde das Osteria del Pescatore empfohlen; ein sehr urchiges Gassen Restaurant und den Fisch liefert der Vater der Köchin wenn möglich täglich frisch. Hier empfehlt es sich also nach dem „Fang des Tages“ zu erkundigen. Auch die Pasta war sehr authentisch und die Bedienung fast schon „Kumpelhaft“, so dass man sich ein bisschen wie ein Teil der Familie fühlt. Auch hier gute Empfehlung! 👍

Gleich in zwei Reiseführeren (Marco Polo und Lonely Planet) wurde das Restaurant Incipit erwähnt. Grund genug auch dieses zu entdecken! 😉
Lustigerweise liegt dies direkt neben dem ALICE, ebenfalls auf einer Terrasse.
Dort angekommen hatten wir jedoch keine Chance noch einen Tisch zu bekommen, man sagte uns in etwas rauem Ton „ohne Reservierung läuft hier gar nix“. Also machten wir eine Reservierung für einen Folgetag und kamen dann erneut, wo wir auch ohne Wartezeit gleich zu unserem Tisch geführt wurden.

Das Essen war tatsächlich vom feinsten und nach aller Regel der Kunst zu- und aufbereitet. Die Portionen sind Grosszügig und es ist eines der wenigen Restaurants bei dem selbst ich mich leicht „überessen“ hatte. 😄
Der Thunfisch zum Antipasti war derart frisch, dass ich den Geschmack nicht mal als Thunfisch erkannt hätte…!
Für die Begleitung wars leider schon nach einem geteilten Antipasti und Primi zu viel, so dass der durchaus lecker grillierte „Pulpo“ (Tintenfisch) grösstenteils stehen blieb.

Was wir jedoch als recht störend empfanden ist, dass kurz nach 23 Uhr die Tische abgeräumt wurden und als nur noch unser übrig blieb fing die Bedienung an ungefragt(!) schon Teller, die noch halb-voll waren abzuräumen. Sogar der Wein, mit noch 1/4 Inhalt wurde ohne zu fragen einfach weggetragen. – Zwar wurde uns nie gesagt, dass wir doch bitte endlich bezahlen- und gehen sollen, doch der subkontext war da überdeutlich… 🙄 Und das obwohl es im ALICE gegenüber noch munter zu- und her ging.

Dafür bekamen wir zur Rechnung ein etwas grösseres Glas Limoncello aufs Haus (ein Shotglas Limoncello oder anderer Likör gibt es in den meisten italienischen Restaurants zur Rechnung kostenlos dazu) und der zweite Gang der Begleitung (Pulpo), welcher nur etwa zur hälfte gegessen wurde, haben sie uns nicht berechnet – Fair enough.

Das Restaurant ist schon wegen der Speisen eins der besten, es sollte aber eher nicht zu spät am Abend besucht werden. Und unbedingt mindestens einen Tag vorher reservieren!

Wein

Obwohl im Gegensatz zu Apulien, Kalabrien nicht als Top-Weinanbau Gebiet gilt, gibt es einige sehr fruchtige Weiss- und Rosewein (hauptsächlich aus den lokalen Rebsorten Greco, Gaglioppo, Trebbiano) und einige Alkoholstarke Rotweine. Am empfehlenswertesten fand ich den Rotwein Peperosso, eine Mischung als handverlesenen Magliocco- und Merlot Trauben. Der Geschmack, leicht süsslich und fast schon scharfwürzig.

Nightlife

Das Nachleben findet hier nicht in geschlossenen Discotheken-, sondern mitten auf der Strasse bei zahlreichen Freiluft Bars und Bistros bis in die späte Nacht hinein statt.
Hotspots finden sich am Corso und am Piazza Vittorio. Gute Locations sind beispielsweise die Tortuga Bar mit besonders leckeren Cockails aus speziellen Gläsern oder das Albin’s Pub mit Live Musik.

Sightseeing

Viel zu entdecken gibt es in Tropea grundsätzlich nicht; die beliebtesten Ziele von Tropea aus sind die Kirche auf dem Hügel, die Kathedrale in der Stadt, das Capo Vaticano und natürlich der Stromboli Vulkan, den man von Tropea aus oft sehen kann.

Einen guten Tipp bekamen wir jedoch bereits beim Check-In am Flughafenschalter wo die Mitarbeiterin uns darauf ansprach, dass sie auch schon in Tropea war und uns riet das „Capo Vaticano“ zu besuchen und dort ein Pedalo zu mieten um die Bucht von aussen zu erkunden.

Kathedrale

Die Kathedrale in Tropea schützt die Stadt vor Erdbeben und anderem Unheil, so sagt man. – Und tatsächlich finden sich innerhalb der Kathedrale gleich zwei Fliegerbomben aus dem zweiten Weltkrieg die nicht explodiert sind. Wenn das kein Beweis ist!

Capo Vaticano

Unsere erste Idee war somit eine Vespa zu mieten und damit so richtig „italienschisch“ zum capo vatiacano zu fahren wo wir uns ein Pedalo mieten würden.

Leider waren jedoch in allen Verleihern die Vespa’s schon ausgebucht, nur Scooter hätten noch zur Verfügung gestanden. Und wir konnten auch nicht in Erfahrung bringben ob- und wo wir dann in Capo Vaticano ein Pedalo mieten könnten.

Also entschieden wir uns für eine andere Variante und mieteten am Hafen von Tropea gleich ein Motorboot mit dem wir dann zum Capo Vaticano rüber fahren könnten.

Die Motorboot-Miete kostet je nach Qualität/Ausstattung des Bootes zwischen 120- und 180.- EUR für eine halben Tag (ganzer Tag zwischen 180 und 250 EUR), plus 400.- EUR Depo, dass man bei der Rückgabe jedoch wieder zurück erhält.

Bis 40 PS Motoren lassen sich ohne Bootslizenz fahren.
Wer eine Lizenz hat kann für einen Aufpreis auch stärkere Motorboote (z.B. 2x 225 PS für 700.- EUR/Tag) oder einen Katamaran mieten.

Wir haben mit dem Verleiher Seateam gute Erfahrungen gemacht.

Ein halber Tag reicht gut um bei den Buchten etwas herum zu fahren und einen- oder zwei kürzere Badestopps zu machen. Will man noch ein Picknick auf dem Boot machen und einen längeren Badeaufenthalt wäre der ganze Tag mehr zu empfehlen.

Stromboli

Auf der Suche nach einem Touren-Anbieter für den Besuch des Stromboli Vulkan gelangen wir an den Isole Eolie comerci. Bruno, der Reisebüro angestellte ist also Italo-Schweizer im Schweizerischen Luzern aufgewachsen und spricht somit perfekt Schweizerdeutsch, sowie auch Englisch, Französisch und natürlich Italienisch! Das machte ihn für mich als Schweizer natürlich gleich sympathisch und Bruno kann auch zu sonstigen Fragen in der Ortschaft gut Auskunft geben.

Die „Stromboli by Night“ Tour wird von diversen Anbietern exakt gleich angeboten und die folgende Bewertung bezieht sich deshalb nicht primär auf den oben genannten Anbieter.

Die Tour gab es mal in zwei Varianten; eine lief am Nachmittag aus zur Insel Stromboli wo man 3 Stunden verweilen konnte und danach nachts vom Schiff aus noch (mit etwas Glück) die Ausbrüche des Vulkans bewundern kann. Diese wird leider derzeit aber nicht mehr Angeboten. Stattdessen gibt es für 65.- EUR/Person eine erweiterte Tour, die Morgens startet, 3 Stunden halt bei der Insel Panarea macht, dann zur Stromboli Insel rüberfährt mit wieder 3 Stunden Aufenthalt und dann Nachts noch vom Schiff aus den Vulkan beobachten.

Die Schifffahrt von Tropea zu den beiden Inseln dauert schon fast 3 Stunden(!), was sehr ermüdend ist. Zudem kommt noch, dass die relativ grossen Schiffe gut mit vielen Menschen gefüllt sind und die wenigsten finden am Oberdeck platz und müssen sich so bei der Hitze in den inneren Bereich zwängen, wo die Sitzmöglichkeiten auch nicht grosszügig sind. Das Schiff wird tatsächlich soweit gefüllt, dass es pro Person genau einen Sitzplatz gibt und das für eine zweimal 3-Stündige fahrt auf dem Meer.

Insgesamt ist man so gut 12 Stunden unterwegs und wenn das Schiff kurz vor Mitternacht (gesagt wurde uns, dass Schiff käme 22:45 an) am Hafen ankommt haben auch die meisten Restaurants schon geschlossen – Ein Abendessen ist bei der Zeitplanung der Tour fast nicht möglich.

Auf der Insel Panarea gibt es nicht viel zu sehen und bei Stromboli ist die Zeit um z.B. ein Trekking auf den Vulkan zu machen viel zu knapp (Das wäre allein eine Tagestour).

Der schwarze Sandstrand beim Stromboli ist hingegen durchaus interessant und bei einem Bad im Meer kann man sich schön erfrischen.

Ich würde so eine Tour nicht mehr machen und stattdessen lieber eine Nacht auf der Stromboli-Insel übernachten (es gibt Hotels da) und dann gleich mit einer Trekking-Tour verknüpfen, oder gleich eine solche Tour dediziert von Tropea aus buchen.

Zum Trekking auf den Vulkan: Obwohl das natürlich extrem interessant ist auf den Gipfel eines (aktiven!) Vulkans zu klettern und dann von oben in den Krater schauen zu können, ist dies leider nicht immer möglich. Die italienischen Behörden beobachten die Aktivität des Vulkans sehr genau und wenn das Risiko zu gross ist, wird das Trekking zu bestimmten Zeiten auf die Vulkanspitze komplett verboten. Das war leider auch bei uns der Fall.
Ansonsten muss man für das Trekking auf jeden Fall einen ganzen Tag einplanen und in guter Kondition sein.

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